Alle wichtigen technischen Untersuchungen zur Diagnostik von Erkrankungen und zum Erkennen von Problemen unserer Patienten sind am Diako Mannheim unmittelbar vorhanden.
Uns ist es ein besonderes Anliegen, dass Untersuchungen kritisch nach Nutzen und Risiken abgewogen werden und eine Untersuchung möglichst ohne größere Wartezeiten von den Ärzten, die den Patienten kennen, durchgeführt werden.
Spezifische Untersuchungen anderer Disziplinen (z. B. Darmspiegelung, Gefäßdarstellungen) sind natürlich möglich.
Unsere Schwerpunkte für ältere Menschen mit häufig vielen Erkrankungen (Multimorbidität):
Unsere Schwerpunkte für Menschen mit Sturzneigung, häufig nach einem akuten Sturzereignis:
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko von Stürzen und den dadurch bedingten Verletzungen nicht nur zu Hause, sondern auch im Krankenhaus.
Mobilität zu erhalten oder wiederzugewinnen ist allerdings das wichtigste Bedürfnis von Älteren im Krankenhaus. Dies ist auch im Diako Mannheim und natürlich innerhalb der Akutgeriatrie so.
Trotzdem bleibt, solange man fähig ist sich zu bewegen, ein Risiko - auch im Krankenhaus.
In Deutschland kommt es jährlich zu vier bis fünf Millionen Stürzen bei Erwachsenen. Meist sind davon Menschen über 65 Jahren betroffen.
Die Folgen von Stürzen sind nicht unerheblich. Neben leichteren Verletzungen wie Schürf- oder Platzwunden haben etwa fünf Prozent aller Stürze einen Knochenbruch zur Folge. Vor allem Hüftbrüche stellen dabei ein großes Problem dar. Sie führen oft zum Verlust der Gehfähigkeit. Auch seelische Folgen können auftreten. Die Betroffenen haben Angst vor weiteren Stürzen, schränken ihre Aktivität ein und ziehen sich in ihre Wohnung zurück.
Viele Stürze im Alter könnten vermieden werden, wenn Risikofaktoren für Stürze frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Besonders gefährdet ist, wer mehrere dieser Risikofaktoren aufweist.
Äußere Umstände verursachen viel seltener einen Sturz, als gemeinhin angenommen wird. Sturzgefährdete stürzen auch in sicherer Umgebung!
Die Benutzung eines Stocks verhindert in aller Regel keinen Sturz. Allenfalls ein Gehwagen mit Sitzmöglichkeit (Rollator) verringert die Sturzhäufigkeit, sofern er richtig bedient und konsequent genutzt wird.
Bei Menschen mit sehr hohem Sturzrisiko und häufigen Stürzen war der "Sturzhelm für die Hüfte", der Hüftprotektor, sehr erfolgreich, um die Hüfte beim Sturz vor einem Bruch zu schützen. Der Hüftprotektor ist also ein Aufprallschutz. Dieser fängt die Aufprallenergie ab und schützt Sie somit vor dem Hüftbruch. Inzwischen gibt es ein großes Angebot von Hüftprotektoren. Ihr Sanitätshaus wird Sie sicherlich gerne beraten. Auch für Menschen mit Kontinenzproblemen hat die Industrie inzwischen Lösungen entwickelt.
Unsere Schwerpunkte für ältere Menschen, die unter akuten und chronischen Schmerzen leiden:
Unsere Schwerpunkte für Menschen mit einem akuten Schlaganfall:
Die Behandlungen erfolgen in enger Kooperation mit der Neurologie.
Unsere Schwerpunkte für ältere Menschen mit bekannten oder fraglich geistigen (kognitiven) Problemen (Demenz):
Der Umgang mit Menschen ist nicht immer einfach. Das trifft auch für Menschen mit der Diagnose "Demenz" zu.
Die Demenzerkrankung kann sich in vielen Erscheinungsformen unterschiedlicher Schwere zeigen, die ein Zusammenleben erheblich erschweren. Sie ist zunächst eine Erkrankung, die die Gedächtnisfunktionen beeinflusst. Das Gefühlsleben ist - anfänglich zumindest - nicht beeinträchtigt.
Nicht immer finden wir den richtigen Ton. Wichtig ist, das zu erkennen, um es beim nächsten Mal besser zu machen.
Wir brauchen deshalb möglichst schnell viele Informationen zu unseren Patienten.
Als Ansprechpartner stehen Ihnen neben den vor Ort tätigen Pflegetherapeutinnen und -therapeuten und Stationsärztinnen und -ärzten auch die ärztlichen und pflegerischen Leitungen der Station zur Verfügung. Sie erreichen uns am besten:
"Die Menschenwürde ist unantastbar" - so beginnt unser Grundgesetz und erhebt diese Aussage zur Grundlage unseres gesellschaftlichen miteinander Lebens. Und natürlich ist jede Art von Fremdbestimmung zunächst nicht vereinbar mit der so verstandenen Menschenwürde
Allerdings kann jeder unverhofft einen Unfall oder einen Schlaganfall erleiden, von einem geistigen Abbauprozess (Demenz) betroffen sein oder sonst schwer erkranken. Oft kann dann vieles nicht mehr selbst umgesetzt oder die Tragweite von Entscheidungen nicht mehr in vollem Umfang erfasst werden. Das deutsche Recht sieht in einem solchen Fall nicht vor, dass z. B. Ehepartner oder Kinder automatisch für den Betroffenen Aufgaben übernehmen können.
Leider wird auch heute noch häufig, erst wenn der Betroffene nicht mehr in der Lage ist, selbstverantwortlich zu handeln, von Familienangehörigen festgestellt, dass sie ohne Vollmachten nicht für den Betroffenen handeln können. Selbst Ärzte dürfen Angehörigen keine näheren Angaben über den Betroffenen machen.
Wenn keine ausreichende Vollmacht vorliegt und Handlungsbedarf gegeben ist, muss beim Amtsgerichts ein rechtlicher Betreuer bestellt werden (vorrangig geeigneter Angehöriger).
Wenn Sie zu Vollmacht und Betreuungsverfügung rechtliche Fragen haben bzw. zur Vermeidung von Streitigkeiten weitere Vereinbarungen treffen wollen oder ihre Vollmacht gegen Missbrauch absichern wollen, brauchen Sie professionelle Hilfe (z.B. durch einen auf das Betreuungsrecht spezializierten Rechtsanwalts).
Wenn Sie keine Vorsorgevollmacht ausstellen wollen können Sie als Alternative eine Betreuungsverfügung ausstellen. In dieser Verfügung teilen Sie dem Amtsgericht mit, welchen Betreuer und welche sonstigen Wünsche Sie für den Fall einer Betreuungsnotwendigkeit haben. Daran müssen sich Betreuer und das Gericht halten, sofern diese realisierbar und zumutbar sind und Ihrem Wohle dienen. Sie ist Grundlage für den gerichtlichen Beschluss.
Die Erteilung der Betreuungsverfügung ist formfrei. Es sollte jedoch die Schriftform gewählt werden (Hand- oder Maschinenschrift).
Sie kann beim Vormundschaftsgericht hinterlegt werden.
Für Mannheim:
Amtsgericht Mannheim
Vormundschaftsgericht A 2, 1
68159 Mannheim
Telefon: 0621 292-0
Eine wesentliches Merkmal der Klinik für Geriatrie am Diako Mannheim ist die Integration rehabilitativer Verfahren unmittelbar bei der Behandlung der akuten Erkrankung, um Funktionen zu erhalten oder zu verbessern.
In der Tabelle sind die wesentlichen Merkmale unserer Arbeit dieser möglichst frühen, individuellen Förderung im interdisziplinären Team beschrieben:
Kriterium | Anforderung |
---|---|
Struktur | Behandlung durch ein geriatrisches Team unter fachärztlicher Behandlungsleitung (Zusatzweiterbildung oder Schwerpunktbezeichnung im Bereich "Klinische Geriatrie" erforderlich) |
Assessment | Standardisiertes geriatrisches Assessment zu Beginn der Behandlung in mindestens 4 Bereichen (Mobilität, Selbsthilfefähigkeit, Kognition, Emotion) und vor der Entlassung in mindestens 2 Bereichen (Selbständigkeit, Mobilität) |
FEES | Fieber-endoskopische Evaluation des Schluckens |
Soziales | Soziales Assessment zum bisherigen Status in mindestens 5 Bereichen (soziales Umfeld, Wohnumfeld, häusliche/außerhäusliche Aktivitäten, Pflege-/Hilfsmittelbedarf, rechtliche Verfügungen) |
Team | Wöchentliche Teambesprechung mit wochenbezogener Dokumentation bisheriger Behandlungsergebnisse und weiterer Behandlungsziele |
Pflege | Aktivierend-therapeutische Pflege durch besonders geschultes Pflegepersonal |
Therapie | Einsatz von Therapiebereiche: Physiotherapie/Physikalische Therapie, Ergotherapie, Logopädie/facio-orale Therapie, Psychologie/Neuropsychologie |
Leider reagieren viele ältere Menschen bei akuten Erkrankungen, aber auch bei Umgebungs- und Personenwechsel mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Phase des Verwirrtseins (Delir). Wir gehen hier neue Wege. Wesentliche Elemente sind:
von M. Runge
Die demographische Entwicklung führt dazu, dass immer größere Bevölkerungssegmente ein hohes Alter erreichen (Tab.1).
40 Prozent der Frauen und 21 Prozent der Männer werden ihren 85. Geburtstag erleben, aber mindestens 20 Prozent dieser Menschen werden an einer Demenz leiden (Tab. 2).
Die nüchternen Zahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir selbst mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht nur professionell betroffen sein werden, sondern auch persönlich als Patienten oder als Angehörige. Der Umgang mit dementen Patienten bestimmt schon heute die schwierigsten Bereiche unserer Berufstätigkeit. Im Auftrag der Unternehmensgruppe Dienste für Menschen haben wir vor einiger Zeit alle Bewohner eines Esslinger Pflegeheimes mit einem kognitiven Testverfahren untersucht, und fanden heraus, dass bei ca. 75 Prozent der Patienten eine messbare Hirnleistungsstörung/Demenz vorlag.
Die Bedeutung des Themas ist also mit statistischen Zahlen eindrücklich zu belegen, ist aber auch in der Erfahrung der praktisch Tätigen dominierend.
erreichtes Alter | 65 Jahre | 80 Jahre | 85 Jahre | 90 Jahre |
Frauen | 89% | 60% | 40% | 20% |
Männer | 78% | 38% | 21% | 8% |
Tab.1: Abgekürzte Sterbetafel 1992/94 - Früheres Bundesgebiet
Quelle: Statistisches Bundesamt
Studie | Alter | |||||
65-69 | 70-74 | 75-79 | 80-84 | 85-89 | 90-94 | |
Jorm et al 1987 | 1,4 | 2,8 | 5,6 | 10,5 | 20,8 | 38,6 |
Hofman et al 1991 | 1,4 | 4,1 | 5,7 | 13,0 | 21,6 | 32,2 |
Tab. 2: Altersspezifische Häufigkeit (Prävalenz) von Demenzerkrankungen (in %)
Von Cerebralsklerose über Hirnorganisches Psychosyndrom bis hin zu Demenz, Verwirrtheit, Hirnleistungsstörung und kognitiver Störung reicht die Palette der verwendeten Ausdrücke. Nicht immer ist klar, was im einzelnen gemeint ist.
Eine definitorische Klärung tut not. Das Gehirn ist ein Organ, das zu einem Bündel verschiedener Leistungen fähig ist: Wahrnehmen, Erkennen, Denken, Rechnen, Sprechen, Schreiben, Abspeichern von Gedächtnisinhalten, Abrufen von Gedächtnisinhalten, Erkennen von räumlichen Strukturen, Problemlösen, Steuern von Kreislauf und Atmung, Regulation der Temperatur und von hormonellen Regelkreisen usw. - eine überwältigende Vielfalt.
Durch Krankheitsprozesse verschiedener Art treten irreversible Schäden auf, die die cerebralen Leistungen in jeweils unterschiedlicher Weise endgültig vermindern, stören oder zerstören. Und neben Krankheiten gibt es auch im Altersprozess Strukturveränderungen und Leistungsminderungen.
Konativ bedeutet die Willensbildung betreffend, affektiv bezeichnet die Gefühle und Kognition den Verstand incl. der Wahrnehmungsvorgänge. Der Ausdruck "kognitive Störung" meint also nur, dass eine Erinnerungs-, Denk- oder Wahrnehmungsleistung vermindert ist.
Der Ausdruck Hirnleistungsstörung hat eine ähnliche Bedeutung. Mit psychopathometrischen Verfahren (= Messung der psychischen Pathologie) oder durch die klinische Beurteilung kann festgestellt werden, ob sich die kognitiven Leistungen eines Menschen vom Durchschnitt seiner Altersgruppe unterscheiden. Wenn dies der Fall ist, muss eine Ursache gesucht werden.
Hier ergibt sich ein breites Spektrum: von Infektionen über Stoffwechselkrankheiten, Schädel-Hirn-Traumen, Alkohol, Rauschmittel, Tabletten, Hirntumore, Gefäßkrankheiten, degenerative Hirnveränderungen. Eine Betrachtung möglicher Ursachen macht schnell deutlich, dass akute, vielleicht vorübergehende Zustände von chronischen Prozessen unterschieden werden müssen.
Die für den Patienten wichtigste Unterscheidung ist natürlich die Frage der Behandelbarkeit im Sinne von Heilung der Ursache. Die Ursache einer Hirnschädigung entscheidet über den Verlauf und die Therapiemöglichkeiten. Deshalb ist eine Betrachtung verminderter Hirnleistungen ohne Bedenken der Ursache wenig ergiebig.
Demenz besteht in einer dauernden Verschlechterung kognitiver Funktionen aufgrund von organischen Hirnveränderungen, die so ausgeprägt ist, dass Beruf bzw. Alltagsbewältigung beeinträchtigt sind.
Nach der Definition amerikanischer Psychiater (DMS IV) bestehen folgende Kriterien für eine Demenz: Beeinträchtigung des Kurz- und Langzeitgedächtnisses als Kernsymptom und mindestens einer der folgenden Befunde:
Ohne diese Definition und ihre Grenzen hier zu diskutieren, ist festzuhalten, dass die Demenz sich von der benignen Altersvergesslichkeit durch den Ausprägungsgrad und die Auswirkung auf die Alltagsbewältigung unterscheidet. Im klinischen Alltag erfordert die Diagnose Demenz den Nachweis der Hirnleistungsstörungen und den Nachweis des chronischen Verlaufes. Eine akute Bewusstseinstrübung verbietet die Diagnose Demenz, weil die kognitiven Ausfälle vielleicht durch die Bewusstseinstrübung erklärt werden können.
Demenz ist ein Syndrom, also ein Zustandbild mit regelhaft gemeinsam vorkommenden Symptomen, das auf verschiedene Ursachen zurückgeht.
Weitaus am häufigsten (55-75%) besteht eine Demenz vom Alzheimertyp (DAT). Ohne hier auf die Krankheitslehre einzugehen, soll nur kurz angeführt werden, dass ca. 20 Prozent der Demenzen vaskulär bedingt oder mitbedingt sind, also durch Hirndurchblutungsstörungen verschiedener Art ausgelöst wurden (Multiinfarktdemenz z. B.). Vaskuläre Schäden und Alzheimerschädigungen können gemeinsam vorkommen. Da es einen geringen Anteil kausal behandelbarer Demenzen gibt (u.a. Tumore, Vitamin B12-Mangel, Hypothyreose, Stoffwechselerkrankungen, Entzündungen), ist auf jeden Fall eine genaue neurologische und neuroradiologische Abklärung erforderlich (v. a. ein CT).
Diagnostik und Therapie der Demenz sind aber hier nicht das Thema, auch nicht der pflegerische Umgang mit dementen Patienten, so wichtig diese Punkte sind. Die Frage, die hier im Zentrum steht, bezieht sich auf die Krankenbeobachtung und pflegerische Diagnostik und klinische Beschreibung bei dementen Patienten.
Die psychopathometrische Diagnostik lässt den Ausprägungsgrad erkennen, mit dem verschiedene ZNS-Funktionen gestört sind. Testverfahren belegen, dass z .B. Gedächtnis, Rechenfähigkeit, abstraktes Denken, Wortfindung oder Wortflüssigkeit gestört sind.
Wenn man sicher ist, dass Motivation und Vigilanz die Testdurchführung nicht entscheidend beeinträchtigt haben, und dass die Testsituation einigermaßen repräsentativ für die Kognition des Patienten ist, ist solch ein Testverfahren zuverlässiger als das individuell strukturierte klinische Urteil.
Die Testergebnisse sagen uns aber nicht, wie sich die verminderte Kognition im Alltag auswirkt. Denn das Prägende für den Patientenalltag und damit für alle, die den Patienten betreuen, sind die sich aus der Demenz ergebenden Verhaltensstörungen. Jeder kennt demente Patienten, die zwar große Lücken in ihren kognitiven Funktionen aufweisen, sich aber im Alltag gut führen lassen, nicht zu störenden oder gefährdenden Handlungen neigen, und die vor allen Dingen in der Lage sind, neue motorische Abläufe zu erlernen.
Der letzte Punkt liegt darin begründet, daß das Erlernen von Wissensstoff und das Erlernen von Handlungsabläufen und Bewegungen neuronal und funktionel in zwei unterschiedlichen Systemen repräsentiert sind (deklaratives/ explizites versus prozedurales/ implizites Lernen, dazu der Artikel Daum und Ackermann 1997).
Ein auf Wort- und Rechenmaterial basierender Test sagt uns also nichts über die Möglichkeiten des Patienten zum motorischen Lernen. Ganz sicher sagt uns ein üblicher kognitiver Test wenig über das Alltagsverhalten, in dem Handlungsweisen wie Weglaufen, Aggressionen oder Blockieren bei notwendigen Alltagsaktivitäten entscheidend sind. Diese empfindliche Lücke vermag mindestens teilweise ein amerikanischer Test zu schließen, der aufgrund von Befragungen von Pflegemitarbeitern konstruiert wurde.
laut der statistischen Analyse von Pflegeerfahrungen im Hinblick auf Schwierigkeiten der Betreuung:
Die Psychogeriatric Dependency Rating Scales (PGDRS), aus denen diese Liste entnommen ist, messen die Häufigkeit, mit der diese Verhaltensweisen vorkommen.
Dabei wird gezählt, an wieviel von fünf Tagen ein bestimmtes Verhalten vorkommt. Wenn mindestens zwei der acht Merkmalskomplexe jeweils an mehr als an zwei Tagen beobachtet werden, ist ein Grenzwert (cut off-Wert) erreicht, der eine Patientengruppe beschreibt, die besondere gerontopsychiatrische Betreuung braucht (Wilkinson und Graham-White 1980, German et al 1992).
Die "Psychogeriatrische Skala" hat sich bewährt, um pflegerischen Betreuungsaufwand abzuschätzen und damit auch über die Plazierung zu entscheiden, z.B. Reha-Station vs. besonderer gerontopsychiatrischer Station. Auf jeden Fall ist die Skala geeignet, die sonst sehr individuell geprägte und damit missverständliche Kommunikation über demenzbedingte Verhaltensstörungen zu verbessern.
Wenn man das ICIDH-Schema heranzieht, über das an dieser Stelle schon mehrfach gesprochen wurde, erweist sich wieder einmal dessen strukturierende und klärende Potenz. Es macht Sinn und trägt zu pathogenetischen Klärung der Zusammenhänge bei, verursachende Ebene (z.B. Krankheiten) und die Ebenen der Krankheitsfolgen auf Organebene, auf personaler Ebene und sozialer Ebene zu unterscheiden. Erst diese Differenzierung ermöglicht eine rationale Planung.
Die Skala misst nicht auf der Ebene der Schädigung (S-Code, impairment), sondern auf der Ebene des personalen Verhaltens (Fähigkeitsstörung, F-Code, disability) (vgl. Runge und Wahl 1996, World Healt Organisation 1995). Auf dieser Ebene integriert der einzelne Mensch seine multiplen Organstörungen in einer sehr persönlichkeitsgeprägten Art in ein Gesamtverhalten, das für das Langzeitmanagement zugrunde gelegt werden muß. Die Skala mindert die interindividuelle Varianz, mit der Verhaltensstörungen dementer Patienten erfasst und beschrieben werden. Mit ihr kann in einer Interrater(Beurteiler)-Schulung geübt werden, diese Verhaltensweisen intersubjektiv gleichartig zu erfassen. Natürlich kommt man in diesem Feld nicht ohne persönliche Wertung aus. Es ist durchaus unterschiedlich, was Beurteiler unter "angemessenen Anweisungen" oder "verbaler Aggressivität" verstehen. Solche Unterpunkte einer Meßskala müssen durch Beispiele konkretisiert werden. Bei der Einordnung sozial störender Geräusche dürfte es z.B. weniger Differenzen geben.
Neben Defiziten müssen immer auch Ressourcen und Potentiale miterfasst werden. Im Falle der Demenz ist besonders das prozedurale, besonders das motorisch-funktionelle Lernen wichtig.
Auch demente Patienten können neue Bewegungsabläufe erlernen. Dieser Gesichtspunkt ist wichtig, wenn man die Rehabilitationsfähigkeit beurteilen will. Wenn ein dementer Patient im Pflegealltag Handlungsabläufe und motorische Abläufe verbessert, ist Rehafähigkeit gegeben.
Dann muss natürlich noch beurteilt werden, ob ein Patient störendes oder gefährdendes Verhalten zeigt, das eine Rehabilitation in fremder Umgebung unmöglich macht. Hier kann die psychogeriatrische Skala gute Dienste leisten.