Zur Unternehmensseite
22.12.2022

Operative Adipositas-Behandlung in Öhringen

Ein ganzheitliches Konzept hilft Patienten am Hohenloher Krankenhaus 

Das Team des Adipositaszentrums am Hohenloher Krankenhaus unterstützt Patientinnen und Patienten auf ihrem Weg in ein neues Leben. Morbide Adipositas gilt als chronische Krankheit mit gesundheitlichen und sozialen Einschränkungen. Viele Menschen haben bereits einen langen Leidensweg hinter sich, bevor sie etwas ändern möchten.

Und darin liegt der erste und wichtigste Schritt für die Behandlung von krankhafter Adipositas: Betroffene müssen mutig sein und einen Termin zu einem ersten Beratungsgespräch bei Professor Dr. Frank A. Wenger, Chefarzt der Chirurgie-Abteilung am Hohenloher Krankenhaus, vereinbaren. Damit haben sie die wichtigste Hürde bereits genommen und können sich auf ein Team stützen, das sie sowohl vor als auch nach der Operation begleitet.

Betroffene finden auf dieser Webseite Informationen rund um die Behandlung krankhafter Adipositas sowie emotionale Erfahrungsberichte von anderen Betroffenen. Außerdem wird das multimodale Konzept erläutert, das am Hohenloher Krankenhaus zur erfolgreichen Behandlung der Krankheit eingesetzt wird. Professor Dr. Frank A. Wenger (Chefarzt der Chirurgie), Dr. Detlef Marx (Chefarzt der Gastroenterologie), Andrea Häusele (Ernährungsberaterin), Petra Bremm (Bewegungstherapeutin und Sportwissenschaftlerin), Tanja Kison (Leiterin der Selbsthilfegruppe „Schwer was drauf“) und zwei Patient*innen berichten in Videos, Fotos und im Text von ihrer Arbeit und ihren Erfahrungen.

Professor Dr. Wenger klärt über Adipositas auf.

Viola Sauter berichtet von ihrem langen Weg.

Hannes Kuppler möchte mehr Lebensqualität.

Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle.


Morbide Adipositas

Als adipös oder fettleibig gelten Menschen, die einen Body-Maß-Index (BMI) von 40 und mehr haben. Bei Diabetikern liegt die Grenze bereits bei 35. Von morbider Adipositas oder Fettleibigkeit spricht man bei starkem Übergewicht, das mit gesundheitlichen und sozialen Einschränkungen einhergeht. Es handelt sich dabei um eine von den Krankenversicherungen anerkannte chronische Krankheit, die oft mit Folgeerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Gelenkerkrankungen, Schlafapnoe oder Depressionen zusammenhängt. In Deutschland gelten 23 Prozent der Männer und 24 Prozent der Frauen als adipös. 

Auch das Geschwisterpaar Viola Sauter und Hannes Kuppler gehörte dazu. Das Gewicht habe bei den Geschwistern schleichend über Jahre immer weiter zugenommen. Als beide dann nahezu zeitgleich eine Schlafapnoe entwickelt haben, entschlossen sie sich gemeinsam dazu, etwas gegen ihre Gewichtszunahme zu unternehmen. Zu diesem Zeitpunkt brachte Hannes Kuppler 205 Kilogramm, Viola Sauter 144 Kilogramm auf die Waage. „Ich fühlte mich zu jung, um dauerhaft eine Schlafmaske zu tragen. Gemeinsam haben mein Bruder und ich beim Hohenloher Krankenhaus angerufen und einen ersten Beratungstermin für eine mögliche Schlauchmagenoperation vereinbart“, erzählt Viola Sauter (41). Dort sei ihnen in kürzester Zeit ein Termin vermittelt worden und der Weg aus dem Teufelskreis der Adipositas habe begonnen.

Risiken bei Nichtbehandlung von morbider Adipositas

Adipöse Menschen müssen zumeist damit rechnen, dass die Fettleibigkeit weitere gesundheitliche Folgen hat. Diese können von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 bis hin zu Gicht reichen. Aber auch Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Vorhofflimmern, Bluthochdruck oder Schlaganfälle sowie Gelenkbeschwerden können auftreten. Adipöse Frauen haben oft mit einem unerfüllten Kinderwunsch zu kämpfen, Männer können unfruchtbar sein.

Neben physischen Folgen kann Adipositas auch psychische Auswirkungen mit sich bringen. „Oft werden adipöse Menschen stigmatisiert, fühlen sich ausgegrenzt. Das führt zu Stress und zu einem verminderten Selbstwertgefühl. Allein die aufkommende Frage vor einem Kino- oder Restaurantbesuch: ‚Passe ich in den Stuhl?‘ ist für viele Grund genug, sich von der Außenwelt abzugrenzen“, erklärt Professor Dr. Frank A. Wenger. Das kann wiederum auf Dauer zu Depressionen oder auch Angststörungen führen.


Ausweg aus dem Teufelskreis

Am Hohenloher Krankenhaus wird bei der Behandlung krankhafter Adipositas auf ein ganzheitliches Konzept gesetzt. Dieses umfasst zum einen den chirurgischen Eingriff, zum anderen aber auch eine Ernährungsberatung, Bewegungstherapie und das Angebot einer Selbsthilfegruppe, um sich mit anderen Betroffenen austauschen zu können. Dieses Konzept greift bereits einige Monate vor der eigentlichen Operation. Schon im ersten Beratungsgespräch macht Professor Wenger den Patient*innen klar, welche Voraussetzungen sie mitbringen müssen, damit einerseits die Lebensumstellung erfolgreich ist, und andererseits die Krankenkasse die Kosten für die Operation und Behandlung übernimmt.

„Die mentale Einstellung muss vor allem stimmen, der Wille muss da sein. Es sitzen auch manchmal Menschen vor mir, denen ich anmerke, dass sie noch nicht bereit sind, die strengen Vorgaben zu befolgen. Denen muss ich leider absagen“, erklärt Professor Dr. Frank A. Wenger.

Behandlung krankhafter Adipositas am Hohenloher Krankenhaus.

Sobald Professor Dr. Wenger und die Betroffenen sich für die Operation entschieden haben, beginnt die gemeinsame Reise. 

„Meinem Bruder und mir wurde ausführlich erklärt, wie die Schlauchmagenoperation durchgeführt wird und was uns danach erwartet. Ich habe mich sehr verstanden und wohl gefühlt. Ich war es schon gar nicht mehr gewohnt, dass ich bei einem Arzt sitze und keine Vorwürfe wegen meines Gewichts bekomme“, äußert sich Viola Sauter zu ihrer Betreuung durch das Team gleich zu Beginn der Behandlung. 

Ich war es schon gar nicht mehr gewohnt, dass ich bei einem Arzt sitze und keine Vorwürfe wegen meines Gewichts bekomme - Viola Sauter

Die Ernährungsberatung findet schon vor der Operation statt

Nach dem Erstgespräch folgt die Ernährungsberatung, innerhalb derer die Patient*innen von der Ökotrophologin Andrea Häusele betreut werden. Für viele Betroffene sei dies der Moment, in dem sie merken, dass sich nun einiges verändern wird. „Für manche ist es ein harter Schlag, wenn sie das erste Mal bei mir sind. Die meisten trinken viele Süßgetränke, da entgleisen schonmal die Gesichtszüge, wenn ich diese von der Einkaufsliste streiche. Darum gehen wir Mini-Schritte. Denn das Ziel ist, dass sie stilles Wasser zu sich nehmen. Wenn ich den Patientinnen und Patienten aber das Süße UND den Sprudel gleichzeitig wegnehme, dann würden viele direkt aufgeben“, erklärt Andrea Häusele. 

Der Grund für das Verbot von Kohlensäure: Nach der Operation ist der Magen so sehr verkleinert, dass Kohlensäure ihn zu sehr aufblähen würde, was wiederum zu starken Schmerzen führen kann. Aus dem gleichen Grund üben die Patient*innen schon vor der Operation, während des Essens nicht zu trinken, wenig blähendes Gemüse zu sich zu nehmen und auf ihre Eiweißzufuhr zu achten.

Andrea Häusele bei einer digitalen Ernährungsberatung.
Bewegungstherapeutin Petra Bremm.

Die Bewegungstherapie ist von enormer Bedeutung für den Erfolg

Ein anderer wichtiger Baustein im ganzheitlichen Konzept ist die Bewegung. Petra Bremm vom Vitalis Gesundheitszentrum in Öhringen ist Bewegungstherapeutin und Sportwissenschaftlerin. Sie betreut gemeinsam mit ihren Mitarbeiter*innen die Patient*innen und führt sie behutsam an den Sport heran. „Viele sind verunsichert, wenn sie das erste Mal zu uns kommen. Sie wissen nicht recht, was auf sie zukommt. Teilweise machen sie sich vorab schon viel zu viele Gedanken wie: ‚Wer betreut mich? Schaffe ich das? Wie ist wohl die Atmosphäre im Haus? Werde ich beobachtet oder akzeptiert?‘ Darüber hinaus ist aber auch die Vorfreude bei vielen zu merken, dass es endlich losgeht und sie an die Hand genommen werden und einen Ansprechpartner für ihren Neubeginn haben“, erklärt Petra Bremm.

Nach einer sorgfältigen Anamnese zur sportlichen Vorgeschichte wird ein individueller Trainingsplan aufgestellt. „Wir führen die Betroffenen sanft und vorsichtig an den Sport heran, denn die meisten bringen einige Einschränkungen mit. Wir versuchen, sowohl in der Gruppe als auch im Gerätebereich, den Teilnehmenden einen geschützten Rahmen zu bieten und Erfolgserlebnisse zu vermitteln. Denn nur so bleiben sie auch dran am Training und das ist für den Erfolg unabdingbar.“ 

Die Selbsthilfegruppe „Schwer was drauf" hilft, den Prozess mental durchzustehen

Ergänzend zu Bewegung und Ernährung spielt ein weiterer Aspekt eine tragende Rolle in dem multimodalen Konzept: Die Patient*innen sind nicht auf sich allein gestellt und vor allem als Betroffene nicht alleine. Das spiegelt sich in der Selbsthilfegruppe „Schwer was drauf“ wieder, die 2017 gegründet wurde.

Austausch und Hilfe erhalten Betroffene in der Selbsthifegruppe.

Die derzeitige Leiterin, Tanja Kison, ist selbst betroffen, hat zu ihren schwersten Zeiten 240 Kilogramm auf die Waage gebracht. Mittlerweile wiegt sie nur noch ein Drittel, rund 80 Kilogramm, in Kürze steht die Operation zur Hautstraffung an. „Die Teilnehmenden sollen in der Gruppe merken, dass sie nicht allein sind. Sie können sich in einem geschützten Rahmen mit Gleichgesinnten unterhalten, sich austauschen oder einfach mal Emotionen herauslassen, die sie sonst vielleicht verbergen. Denn jedes Kilogramm ist eine Emotion. Und wenn es verloren wird, kommt diese Emotion doppelt zurück“, sagt Tanja Kison.

Tanja Kison, Leiterin der Selbsthilfegruppe.

Gemeint ist damit: Jedes Kilo, das sich „angegessen“ wird, hat einen emotionalen Auslöser, ob unbewusst oder sogar bewusst. Und wenn die Betroffenen beginnen, ihre Kilos loszuwerden, durchleben sie oft diese Emotionen erneut und teilweise sogar intensiver als beim ersten Mal. Darum ist das Netzwerk aus Gleichgesinnten, die andere Betroffene in der Gruppe auffangen, so wichtig für eine gesunde Psyche.


Die Operation

Bevor die Operation zur Magenverkleinerung durchgeführt werden kann, untersucht Dr. Detlef Marx, Chefarzt der Gastroenterologie, die Patient*innen mittels einer ambulanten Magenspiegelung. Er überprüft, ob der Magen gesund ist, das heißt, ob beispielsweise keine Magenschleimhautentzündung oder andere Auffälligkeiten bestehen. Sofern keine Veränderungen festzustellen sind, steht der Magenverkleinerung nichts mehr im Weg.

Vor der Operation wird der Magen auf gesundheitliche Probleme untersucht.

Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für eine Magen-Operation unter folgenden Voraussetzungen:

  • BMI liegt über 40 (bei Diabetes mellitus über 35).
  • Die Schilddrüsenfunktion ist normal.
  • Es gibt ein psychologisches Attest darüber, dass keine Essstörung vorliegt.
  • Es findet eine Ernährungs- und Bewegungstherapie vor der Operation statt, um eine Verhaltensänderung hinsichtlich Ernährung und Bewegung einzuleiten.

Die Schlauchmagen-Operation

Bei der Mehrzahl der Patient*innen erfolgt eine Schlauchmagen-Operation. Über fünf kleine Hautschnitte wird ein Teil des Magens (ca. 60 %) entfernt. Dadurch wird aus dem ballförmigen Magen ein schlauchförmiger Magen gebildet. Dies führt auch dazu, dass die Produktion des Hungerhormons Ghrelin (dieses wird im Magen gebildet) reduziert und auf diese Weise der Appetit gezügelt wird. Außerdem ist über den schlauchförmigen Magen zunächst nur eine deutlich geringere Nahrungsaufnahme möglich.

Die Operation wird laparoskopisch durchgeführt.

1
1
Rest- bzw. Schlauchmagen

Über die Schlauchform kann deutlich weniger Nahrung aufgenommen werden. Zudem wird so die Produktion des Hunger-Hormons Ghrelin (dieses wird im Magen gebildet) reduziert und der Appetit gezügelt. Beides führt zu einer Gewichtsreduktion.

2
2
entferntes Magenstück

Über fünf kleine Hautschnitte werden circa 60 Prozent des Magens entfernt. Das Risiko für Komplikationen sinkt durch die minimalinvasive Operation und es bleiben keine Narben zurück.

1
Rest- bzw. Schlauchmagen

Über die Schlauchform kann deutlich weniger Nahrung aufgenommen werden. Zudem wird so die Produktion des Hunger-Hormons Ghrelin (dieses wird im Magen gebildet) reduziert und der Appetit gezügelt. Beides führt zu einer Gewichtsreduktion.

2
entferntes Magenstück

Über fünf kleine Hautschnitte werden circa 60 Prozent des Magens entfernt. Das Risiko für Komplikationen sinkt durch die minimalinvasive Operation und es bleiben keine Narben zurück.

Beide Effekte führen zu einer Gewichtsreduktion. Die Schlauchmagen-Operation wird mit wenigen Schnitten (minimalinvasiv) durchgeführt, sodass das Operationsrisiko geringgehalten wird und auch nur kleine Narben zurückbleiben. Ein weiterer Vorteil: Die Patient*innen sind schnell wieder fit und verbleiben gerade einmal drei Tage nach der Operation im Krankenhaus. 

Es folgen weitere Termine sowie eine medizinische Begleitung in der Adipositas-Sprechstunde für zwei weitere Jahre, um eine nachhaltige Gewichtsreduktion zu gewährleisten. Im Verlauf dehnt sich der Magen wieder aus und die Patient*innen werden später wieder normale Nahrungsportionen zu sich nehmen können, wenn die Ernährungs- und Bewegungstherapie wirken und somit ein dauerhafter Gewichtsverlust durch das multimodale Konzept erzielt wird.

Die Magen-Bypass-Operation

Bei der Magen-Bypass-Operation wird der Weg der Nahrung bei der Nahrungsaufnahme verkürzt. Diese Form der Operation ist aufwendiger und komplizierter und wird nur bei wenigen Menschen durchgeführt. 

Bei dieser Operationsmethode wird ein kleiner Teil des Magens abgetrennt. Dieser bildet dann eine Tasche, die mit dem Dünndarm verbunden ist. Der Rest des Magens wird zugenäht und ist nicht mehr mit der Speiseröhre verbunden. Da die Risiken für die Patient*innen bei dieser Operation höher sind als bei der Schlauchmagen-OP, wird die Magenbypass-Operation deutlich seltener durchgeführt.

Die Magen-Bypass-Operation wird seltener angewendet.

Nach der Operation

Das Wichtigste für Betroffene vorweg: Nach der Operation werden die Patient*innen nicht allein gelassen. Das gesamte Team des Hohenloher Krankenhauses unterstützt sie bis zu zwei Jahre nach der Operation.

Bei der Visite kurz nach dem Eingriff wird das Befinden des Patienten erfragt.

Nach der Operation verbringen die Patient*innen eine Nacht auf der Intensivstation und anschließend zwei Nächte auf der Normalstation. Schon drei Tage nach der Operation dürfen die Patient*innen wieder nach Hause. Allerdings werden sie bereits kurz nach der Entlassung erneut zur Nachsorge in die Sprechstunde gebeten. In der ersten Woche nach der Operation findet außerdem die nächste Ernährungsberatung statt, da das Ernährungskonzept, das vor der Operation besprochen wurde, nun umgesetzt werden muss. Vier Wochen nach der Operation wird bei einem normalen Heilungsverlauf auch das Sporttraining wieder aufgenommen.

Ernährungsberatung nach der Operation

In der ersten Woche nach der Operation erfolgt die Ernährungsberatung. Ökotrophologin Andrea Häusele hilft den Patient*innen dabei, das vor der OP erlernte Konzept umzusetzen. Dazu gehört beispielsweise, dass die Portionen deutlich kleiner ausfallen müssen als zuvor, denn der Magen kann nur noch wenige Milliliter an Nahrung aufnehmen. 

„Der wichtigste Baustein ist das Eiweiß. Im Gegensatz zu den ganzen Diäten, die viele Patient*innen vor der Operation schon durch hatten, sollen sie nicht so viel Gemüse essen oder Unmengen Salat. Das geht gar nicht mehr, da das Volumen im Magen nicht mehr vorhanden ist. Blähende Gemüsesorten wie Kohl sollten zu Beginn nach der OP weitestgehend vermieden werden, sonst können sie die gleichen Schmerzen auslösen wie Kohlensäure im Wasser. Darum gilt die oberste Regel: Erst die Eiweißquelle auf dem Teller essen, dann das Gemüse und wenn dann noch Platz sein sollte, die Sättigungsbeilage“, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin. Denn Eiweiß ist einer der wichtigsten Bausteine des Körpers.

Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle für den Abnehmerfolg.

Viele Patient*innen benötigen von Andrea Häusele vor allem Unterstützung dabei, genug Eiweiß aufnehmen zu können, denn meistens geht das über die normale Nahrung kaum – die Nahrungsmengen, die der operierte Mensch aufnehmen kann, sind viel zu gering. Deswegen sollen Patient*innen direkt nach der Operation als Nahrungsergänzung zusätzlich Eiweißpulver aufnehmen, das zum Beispiel mit Joghurt vermischt oder als Shake getrunken werden kann.

Die Ernährungsberatung findet vor Ort oder auch digital statt, denn nicht alle Patient*innen kommen aus der Umgebung. Sie sind angehalten, ein Ernährungstagebuch zu führen, damit Andrea Häusele besser einschätzen kann, ob und wie die Ernährungsweise noch optimiert werden kann. „Am Anfang vor der OP aber natürlich besonders danach, nehmen die Patienten schnell ab, das ist normal. Irgendwann kann sich das Gewicht einpendeln, obwohl das Wunschgewicht noch nicht erreicht ist. Dann schaue ich: Wo kann noch ein wenig an der Ernährung geschraubt werden, wo verstecken sich Kalorien. Beispielsweise kann die Lyoner-Wurst gegen kalten Braten oder Putenbrust ausgetauscht werden. Oder der fettreiche Camembert gegen Gouda oder Emmentaler. Oder auch der Natur-Joghurt gegen Magerquark. Oft sind es nur kleine Dinge, die angepasst werden müssen. Diese haben dann aber eine enorme Wirkung“, erklärt Andrea Häusele.

Bewegungstherapie nach der Operation

Ein anderer wichtiger Baustein nach der Operation ist die Bewegung. Ungefähr vier Wochen nach der Operation sollen die Patient*innen die sportlichen Aktivitäten wieder aufnehmen, die sie im besten Fall schon vor der Operation ausgeführt haben. Unterstützt werden sie dabei von der Petra Bremm, der Leiterin und Bewegungstherapeutin des Vitalis Gesundheitszentrums in Öhringen, und ihren Mitarbeiter*innen.

Petra Bremm führt ins Vitalis Gesundheitszentrum.

Innerhalb des Vitalis Gesundheitszentrums Öhringen wird darauf geachtet, dass sich die Patient*innen in einer geschützten, entspannten Atmosphäre aufhalten. Sie trainieren sowohl unter als auch mit Gleichgesinnten, den meisten ist der Weg bewusst, der hinter bzw. vor den anderen liegt. Die möglicherweise negativen Erfahrungen aus der Jugend oder dem Schulsport sollen beiseitegeschoben werden. Beim einzelnen Gerätetraining, aber auch bei den Gruppenkursen können die Betroffenen oft erstmalig spüren: Sport macht Spaß! Da der Trainingsplan individuell abgestimmt wird, machen sie positive Erfahrungen. Und diese sind von enormer Bedeutung, wenn es darum geht, das Wunschgewicht zu erreichen und es vor allem auch zu halten. 

Sport und Bewegung unterstützen ein nachhaltiges Abnehmergebnis.

„Um dauerhaft erfolgreich zu sein und zu bleiben, ist es wichtig, nicht nur die Kalorienzufuhr zu verringern oder besser zu wählen, sondern auch den Energieverbrauch langfristig zu steigern. Das funktioniert nur über gezieltes Training. Darüber hinaus ist es jedoch ebenso wichtig, die Lebensqualität zu erhöhen und die Zufriedenheit zu steigern. Über Sport werden Glückshormone ausgeschüttet, welche stimmungsaufhellend wirken und somit das Abnehmen wiederum erleichtern. Darüber hinaus schenkt es die Möglichkeit, dass die Freizeit wieder aktiv gestaltet werden kann, z. B. in Urlauben, bei Spaziergängen oder Wanderungen – Treppensteigen und Bergaufgehen ist kein Hindernis mehr. Tollen und Spielen mit Kindern und Enkelkindern wird wieder möglich, damit stabilisiert und verbessert sich oft auch die Gefühlswelt, weil der Betroffene wieder „aktiv am Leben beteiligt ist“ und nicht außen vorsteht“, erläutert Petra Bremm die Bedeutung des Sports für die Patient*innen.


Erfahrungen von Patient*innen

Hannes Kuppler ist stolz auf seinen Abnehmerfolg.

„Es ist eine sehr nette Atmosphäre im Hohenloher Krankenhaus und mit Professor Wenger hat man einen Arzt, der einen sofort an die Hand nimmt. Wenn ich gewusst hätte, wie problemlos alles ablaufen würde, hätte ich mich für diesen Schritt schon früher entschieden. Man gewinnt natürlich auch enorm an Lebensqualität zurück und das Essen, was vorher ein sehr bestimmender Teil des Lebens war, ist plötzlich gar nicht mehr wichtig. Die Rundumbetreuung hat mir auf meinem Weg bisher schon sehr geholfen und ich freue mich auf die kommende Zeit“, erzählt Hannes Kuppler, der im Juli 2022 operiert wurde. Zum Zeitpunkt des Gesprächs im November 2022 hatte er bereits 50 Kilogramm abgenommen.

Viola Sauter und Hannes Kuppler sind dankbar.

Hoffnung auf eine neue Zukunft

Der Weg für die Patient*innen vor und nach der Operation ist nicht leicht, aber er ist dank der Unterstützung des gesamten Teams am Hohenloher Krankenhaus innerhalb des multimodalen Konzeptes sehr gut zu meistern. „Wir sind für die Patienten da, wie ein Geländer, an dem sie sich abstützen und auf das sie sich verlassen können, wenn sie mal straucheln sollten auf ihrem Weg zum Wunschgewicht“, sagt Professor Wenger über die Arbeit des Teams während der Behandlung krankhafter Adipositas.

Hannes Kuppler rät Unentschlossenen zur professionellen Hilfe.

TEXT: FRANZISKA BOMBACH | FOTOS/VIDEOS: ANDRÉ LOESSEL

 
 

Diese Website verwendet Cookies.
Diese Webseite nutzt neben notwendigen auch nicht notwendige Cookies externer Komponenten, wie z.B. Karten, Videos oder Analysewerkzeuge, welche alle dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Nutzungsverhalten zu sammeln. Personenbezogene Daten werden von uns nicht erhoben und bedürfen, wie z. B. bei der Nutzung von Kontaktformularen, Ihrer expliziten Zustimmung. Sie können dem Einsatz der nicht notwendigen Cookies mit dem Klick auf die Schaltfläche „alle Cookies akzeptieren“ zustimmen oder sich per Klick auf „alle Cookies ablehnen“ dagegen entscheiden. Weitere Informationen zu den von uns verwendeten Diensten und zum Widerruf finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen. Dort können Sie ebenfalls Ihre hier getroffenen Einstellungen unter dem Link „Cookie-Einstellungen“ jederzeit aufrufen und Cookies auch nachträglich abwählen. Ihre Einwilligung dazu ist freiwillig und für die Nutzung der Webseite nicht notwendig.